Die Schäden sind nicht etwa durch Schnecken, Würmer oder Raupen hervorgerufen; dieser sogenannte Buchtenfraß ist ein eindeutiges Indiz für den Rüsselkäfer. In unseren Breiten auf findet man hauptsächlich den Gefurchten Dickmaulrüssler (Otiorynchus sulcatus).
Dieser befällt vornehmlich hartlaubige Zier -und Kübelpflanzen (z.B. Rhododendron, Kirschlorbeer, Rosen, Pelargonien und Azaleen, aber auch Erdbeeren, Weinreben und Primeln) und eben auch Orchideen.
Bild links: Blattfraß an Dendrobium.
Dickmaulrüssler haben eine täglichen Bewegungsradius von ca. 30-40 Metern.
Der Käfer (adultes Tier) kann zwar auch mittels Chemiekeule vernichtet werden, das Problem ist damit jedoch keinesfalls behoben, sondern lediglich die sichtbaren Oberflächenschäden an den Blättern können vor weiterem Buchtenfraß kurzzeitig bewahrt werden.
Es ergeben sich zwei Probleme:
- Die auf dem Markt verfügbaren chemischen Präparate welche den Rüsselkäfer etwas anhaben können sind sehr scharf und somit nicht geeignet befallene Orchideen zu behandeln.
- Das weitaus größere Übel liegt aber im Verborgenen. Noch schlimmer ist der Schaden, den die Larven anrichten: Diese leben im Substrat und fressen die Wurzeln an. Schnell kann so auch eine Pflanze stark geschwächt werden oder sogar absterben.
Oft findet unter den Tieren Jungfernzeugung (Parthenogenese) statt, so dass sie nicht auf sexuelle Vermehrung angewiesen sind. Die Eiablage - je Weibchen mehrere hundert - erfolgt einzeln oder auch in Häufchen am Grunde der Fraßpflanzen. Die zunächst weißen, bald jedoch bräunlich gefärbten, annähernd kugeligen Eier mit einem Durchmesser von ca. 0,7 mm haben anfangs einen flüssigen klaren, später weißlichen Inhalt. Nach zwei bis drei Wochen schlüpfen die Larven, die an Wurzeln fressen. Zur Verpuppung gräbt das letzte Larvenstadium eine kleine Erdhöhle. Überwintert wird zumeist als Larve, seltener als Puppe. Unter natürlichen Bedingungen entwickelt sich eine Generation pro Jahr, wobei die Larven bevorzugt im Frühjahr (überwinterte „Altlarven“ aus dem Vorjahr) und im Herbst (Junglarven aus der Eiablage im Sommer) in Erscheinung treten. Über Ei, Larve und Puppe entwickeln sich so immer wieder neue Käfergenerationen.
Um Diesen Zyklus zu stoppen und nicht wieder Larven und zukünftige Populationen im Herbst ins Gewächshaus und Wintergarten zu schleppen, entschlossen wir uns für den Einsatz von Nematoden (Fadenwürmer).
Es gibt hier unterschiedliche Nematoden-Präparate (z.B. Nemasys-L, Nemasys-H)zu kaufen, ihre Wirkung erzielen sie nur in bestimmten Zeiträumen und Temperaturen.
Steinernema kraussei - Nematoden verfügen über eine spezielle Toleranz gegenüber niedrigen Temperaturen. Schon ab 5°C Bodentemperaturen sind sie aktiv, was eine nahezu durchgängige Bekämpfung der Dickmaulrüßler- Larven ermöglicht. Eine frühe Anwendung (Februar-März) kann eine Schädigung der Pflanzen verhindern. Die jungen Larven können ab Mitte August bis Ende Oktober bekämpft werden, bis die Bodentemperaturen wieder unter 5°C absinken.
Heterorhabditis megidis - Nematoden befallen die Larven und Puppen von Ende April bis Mitte Mai und von Anfang August bis Ende September, sie sind erst ab ca 15° C einsetzbar, halten sich aber auch bei Temperaturen über 30°C.
Die Ausbringung der Nematoden erfolgt mit dem Gießwasser oder mittels Spritze. Die in Vermiculit oder Gel eingebetteten Nematoden werden in Wasser aufgelöst und umgehend auf den Boden ausgebracht. Nematoden werden durch direktes Sonnenlicht rasch abgetötet. Sie sollten deshalb bei bedecktem Himmel oder Abends ausgebracht werden. Nach der Ausbringung ist darauf zu achten, dass der Boden mindestens 4 Wochen feucht bleibt.
Sie suchen aktiv ihre Wirte auf, dringen über natürliche Körperöffnungen in diese ein und geben ein simbiontisches Bakterium ab, wodurch die Dickmaulrüßler-Larve schnell abgetötet wird. Innerhalb der Wirtslarve vermehren sich die Nematoden und gehen erneut auf Wirtssuche.
Der Einsatz dieser Nematodenstämme ist einerseits biologisch und andererseits weder für Pflanzen, Tiere und Menschen gefährlich oder schädigend.
Steckbrief: Gefurchter Dickmaulrüssler (Otiorynchus sulcatus)
Käfer mit langgestrecktem Kopf (rüsselförmig) und geknickten Fühlern und gedrungener, ovaler Körperform. Meist unauffällige schwarze oder braune Körperfärbung; sie sind nicht flugfähig. Die Deckflügel (Elytren) sind panzerartig verhärtet, elliptisch und an den Schultern stark abgerundet. Die Larven sind 2 mm gross sind weiß gefärbt, mit einer braunen Kopfkapsel versehen, fußlos und bauchwärts gekrümmt; im Laufe ihrer Entwicklung werden sie bis zu 12 mm lang.
Vorkommen und Verbreitung
Die erwachsenen Tiere sind dämmerungs- oder nachtaktiv und leben polyphag an krautigen Pflanzen oder kleineren Gehölzen. Dort treten sie von April bis Oktober in Erscheinung. Die Einschleppung des Schädlings erfolgt oft mit dem Substrat oder über getopfte Pflanzen, von denen sie sich dann auf die verschiedenen Pflanzenarten ausbreiten.
Schadbild
Die Larven richten den Hauptschaden im Wurzelbereich durch ihre Fraßtätigkeit an. Die erwachsenen Käfer fressen dagegen halbkreisförmige Einbuchtungen (U-förmig) in die Blattränder (Buchtenfraß), der Blattrand erscheint zahnradartig gekerbt.
Bekämpfung
Bei der Behandlung müssen natürlich beide Entwicklungsstadien bekämpft werden:
- Die Bekämpfung der Käfer ist relativ einfach durch den Einsatz von Insektiziden mit systemischer Wirkung wie z.B. Dantop oder Confidor, oder durch händisches Absammeln in den Abendstunden.
- Zur Bekämpfung der Larven und Puppen gibt es im Fachhandel Nematodenpräparate (Nematoden = Fadenwürmer). Achtung: nur in bestimmten Zeiträumen und unter bestimmten klimatischen Bedingungen möglich.
- Eine weitere Bekämpfunsmethode ist die Verwendung eines insektenpathogenen Pilzes (Metarhizium anisopliae), dieser soll angeblich Eier, Larve, Puppe + Käfer befallen und vernichten. Der Verkauf von Bio 1020 ist seit kurzem wieder zugelassen, derzeit ist mir aber keine Bezugsquelle in Italien und Deutschland bekannt.